Am Montag, 7. August habe ich den Bereich Recycling und Entsorgung der Abteilung Tiefbau begleitet. Pünktlich um 7 Uhr beginnt das Briefing im kleinen Arbeitszimmer, welches sich Bereichsleiter Roland Keller mit seiner Stellvertreterin Stefanie Strebel teilt. Roland begrüsst das Team (heute sind dies Alessandro, Barbara und Christine), mich und Daniel (sdbu), welcher diese Woche ein Praktikum im Team absolviert, und erklärt das Tagesprogramm.
Nebensammelstellen (NSS)
Mein Einsatz beginnt mit Barbara auf der täglichen Nebensammelstellen-Kontrolltour, welche wir mit dem Mercedes Sprinter bestreiten. Dabei nehmen wir die Papiertragtaschen mit, die bei den NSS in eigenen, rammelvollen Behältern entsorgt werden können. Viele sind noch in sehr guter Verfassung und es ist für mich überraschend, weshalb man diese nicht noch weiter nutzt. Leider werden in diesen Behälter nicht nur Papiertaschen entsorgt, sondern auch unerwünschtes wie Alu-Dosen, zerbrochenes Glas, PET-Flaschen und vieles andere, für welches es andere Entsorgungsmöglichkeiten gäbe. Entsprechend müssen wir jede zerknüllte Papiertüte abtasten, um sicher zu gehen, damit sich nicht noch anderes darin befindet. Fremdstoffe würden das Recycling empfindlich stören und Mehraufwand generieren.
Bei der NSS beim Stadthausplatz hat jemand ein zerbrochenes Glasgefäss, das vermutlich einmal ein Teil einer Leuchte war, sowie ein Altölgefäss illegalerweise liegen gelassen. Solche Dinge sollten eigentlich legal bei der Hauptsammelstelle korrekt abgegeben werden.
Es liegen viele Glasscherben und Bierdeckel herum, die wir so gut wie möglich mit dem Besen zusammenkehren. Schliesslich gehe ich, mal länger, mal kürzer, hier wie auch bei den anderen NSS in die Hocke und krame möglichst viel kleine Glassplitter und Zigarettenstummel noch von Hand zusammen.
Leider erachten es einige Personen immer noch als tolerierbares Kavaliersdelikt, Zigarettenstummel einfach auf den Boden zu werfen. Diese sind auch mit Wischmaschinen nicht immer leicht zu erwischen. Bei Nebensammelstellen mit ihren Unterflurcontainer (UFC)-Stutzen kommt die Wischmaschine gar nicht durch, und eine manuelle Reinigung ist nötig.
Der untere Deckel des UFC für die Kleidersammlung ist verbogen. Offenbar scheint jemand versucht zu haben, sich daraus Kleider zu angeln.
Es ist offenbar verboten, Abfall zu klauen. Auch auf der Hauptsammelstelle darf man entsorgte Ware, auch wenn sie noch intakt ist, nicht entwenden. In Einzelfällen, wenn die entsorgende Partei ihr explizites Einverständnis erteilt, können gewisse Güter z.B. für einen gemeinnützigen Zweck zurückbehalten werden.
Bei NSS trifft man immer wieder spezielle Gegenstände an. So wurden mal Reifen hier illegal liegen gelassen, einmal auch eine Nähmaschine und einmal sogar ein Lavabo.
Die NSS Hochbord ist kleiner, und in der Regel wesentlich sauberer – auch heute ist der Kontrollgang hier nur kurz. Bei der NSS Seidenstrasse hat es viel Müll am Boden, welcher von den angrenzenden Abfallcontainern der Siedlung weggeweht wurden.
Bei der NSS Flugfeld, auf dem Parkplatz vor dem Il Faro Restaurant liegen sehr viele Glassplitter herum, deren Auflesen von Hand sehr mühsam ist auf dem Kiesplatz. Auch hier hat es mehr als genug Papiertaschen und viel anderen Abfall, der nicht in diesen Behälter gehört. Das Aufräumen raubt uns entsprechend mehr Zeit als geplant. Auch diese NSS ist meist sehr stark frequentiert und oft mit illegal entsorgtem Materialien belastet. Die letzte NSS im Schossacher ist dagegen wieder einfacher.
Die UFC der NSS haben ein Messsystem (in der Regel eine Waage), welche ab einem bestimmten Füllstand die Leerung durch einen Lastwagen mit einem kleinen Kran rechtfertigt.
Um 8.30 Uhr sind wir in der Kafipause im Pausenraum im Bauhof – vor den anderen Bereichen (Unterhalt, Stadtgärtnerei), damit wir aneinander vorbeikommen. Um 8.45 Uhr ziehe ich die grell-orange Jacke wieder an – es ist unüblich frisch und regnerisch für Anfang August – und helfe, die Hauptsammelstelle in Betrieb zu nehmen, die um 9 Uhr öffnet.
Hauptsammelstelle (HSS)
Roland Keller erklärt mir dort fachlich versiert die unzähligen Sammelcontainer und die Abläufe. Neben den grossen und intensiv genutzten Containern für Karton, PET, Papier, Sperrgut, Kleidersammlung, Metall, Elektroschrott, Plastik (über die separate Kunststoffsammlung habe ich gestern geschrieben hier), verschiedene Gläser und Alu-Dosen gibt es auch exotischere Sammlungen wie z.B. für Batterien, Leuchtmittel, Druckerpatronen, Korken, Kaffee-Kapseln, Styropor, CDs, Altöl, verschiedene Metalle etc. Bauschutt (inerte, nicht reaktive Materialien wie Ton und Glas) werden einer Deponie zugeführt.
In einer unscheinbaren Ecke befindet sich der Kühlraum für Tierkadaver. Immerhin rund 8t pro Jahr werden jedes Jahr abgegeben: z.B. überfahrene Igel, ein totes Reh, welches mich heute in der Metallkanne anstarrt oder abgelaufenes Fleisch aus Restaurants sind hier anzutreffen.
Man spürt die Ferienzeit – es ist ruhiger als auch schon. Dennoch kommen ständig neue Autos, und bringen allerlei Abfallgüter und Fragen mit. Ich helfe einer Frau, die Bücher, die sie entsorgen will, auseinander zu nehmen, so dass die plastifizierten Buchdeckel ins Sperrgut/Restmüll, die Seiten in den Papiercontainer geworfen werden können.
Die Frage, ob alte Farbflüssigkeit hier auch abgegeben werden kann, verweise ich auf Facharbeiter Alessandro, welcher souverän antwortet: Nein, wenn sie auf Lösungsmittel basiert. Dann muss sie in den Sonderabfall, oder man kann sie an den Handel, wo man sie gekauft hat, zurückgeben.
Die Hauptsammelstelle ist ein grosser Warenumschlagsplatz. Pro Jahr kommen und gehen hier rund 433t Sperrgut, 246t Karton, 172t Metall und 391t Altpapier, neben vielen anderen (siehe Geschäftsbericht der Stadt Dübendorf 2022). So kommen hier täglich zwischen 400 und 600 Autos, die Waren bringen, und täglich kommen Lastwagen verschiedenster Unternehmen, die die vollen Container abholen zwecks Weiterverarbeitung (Verbrennung, Recycling, oder Deponie).
Unsere Kunden bezahlen nach Gewicht u.a. für Sperrgut. Viele Kunden nutzen die Gelegenheit und kaufen hier Abfallsäcke und Plastikabfallsammelsäcke.
Heute regnet es immer wieder. Die HSS ist nur teilweise überdacht. So werden nicht nur wir, sondern auch viele Kunden nass. Da das Schrägdach und die Orientierungstafeln relativ tief sind, braucht der Muldenkipper mehrere Manöver, um die Mulden zu wechseln. Es gibt die Idee, das Dach anzupassen und zu erweitern und die Dachfläche für Photovoltaik zu nutzen.
Öki-Bus
Am Nachmittag begleite ich Christine auf dem Öki-Bus, einem umgebauten MAN-Stadtbus, der statt Sitze unzählige Säcke und Container mitführt und auf einer definierten Route an jedem Standort 20 Minuten hält (siehe die Standorte und Zeiten im Wertstoffkalender, Seite 14). Pro Halbtages-Tour nutzen rund 40-90 Personen diese Dienstleistung und spazieren von ihren Wohnungen zum Öki-Bus, um ihren Abfall so abgeben zu können. Der Öki-Bus erhält v.a. viel Karton, PET, Glas, Metalle und immer mehr auch Plastik. Sehr beliebt ist der Öki-Bus auch als Bücher-Tausch-Plattform und als Quartier-Treffpunkt für einen kleinen Schwatz. Auf der Öki-Bus-Tour erhalten Christine und ich freundlicherweise ein Soda-Getränk von einer Anwohnerin in Gockhausen – wow, ganz lieb!
Ich helfe immer wieder, PET-Flaschen zu zerdrücken («Luft raus, Deckel drauf»). Gefühlt ist die Hälfte der PET-Flaschen im riesigen Container bei der HSS unzerdrückt. Wären alle PET-Flaschen konsequent zerdrückt, würde dies wohl ein Drittel Platz im Container sparen und somit ein Drittel weniger Lastwagenfahrten nötig machen. Es sind viele kleine Dinge, die jeder für die Umwelt tun kann!
Um 16.30 Uhr wird der Öki-Bus mittels Stapler entladen, und um 17 Uhr schliessen wir die Hauptsammelstelle.
Mit vielen interessanten Eindrücken kehre nach Hause zurück, zu meiner eigentlichen Arbeit. Ich bewundere unser Team, welches fleissig und besonnen arbeitet, fachmännisch Kunden aufklärt, und manchmal aufkommende Emotionen glättet. Die Schweiz ist punkto Entsorgung und Recycling allgemein auf einem guten Niveau, aber in verschiedenen Bereichen schlummert noch viel Verbesserungspotenzial. Gleichzeitig generieren Regelverstösse, illegales Entsorgen oder schlicht Unachtsamkeiten viel Aufwand, der nicht nötig wäre. Wenn wir uns alle nur etwas mehr anstrengen, und uns dabei gegenseitig helfen, könnten wir noch viel mehr erreichen und dabei erst noch Kosten sparen!
Ich danke dem Bereich Recycling und Entsorgung, dass ich diesen Tag mithelfen durfte.